»Viele Menschen haben gesehen, wie ihre Nachbarn abgeholt wurden.«
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Antisemitismus
Der moderne Antisemitismus, der seinen Höhepunkt im industriellen Massenmord an Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus fand, hat eine lange Vorgeschichte. So kam es bereits in der Geschichte des christlich geprägten Mittelalters immer wieder zu antijüdischen Pogromen, zur Vertreibung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung und zu tausendfachem Morden. Dieser christliche Antijudaismus war auch für die Nazis immer wieder ein wichtiger Bezugspunkt.
Der moderne Antisemitismus wird als Produkt aus diesem christlichen Antijudaismus, sozial begründeter Feindschaft gegen die Juden als angebliche Wucherer und dem Rassismus der Aufklärungszeit verstanden. Im modernen Antisemitismus wird das Judentum nicht mehr als eine Frage des aufgebbaren Glaubens, sondern als eine Frage der unveränderlichen biologischen Existenz angesehen. »Den Juden« wird im modernen Antisemitismus – in einem Versuch der irrationalen Welterklärung – die Schuld an gesellschaftlichen oder anderweitigen Miseren gegeben.
Antisemitismus hat jedoch viele verschiedene Facetten und tritt in sehr unterschiedlicher Gestalt und mitunter auch unter dem Deckmantel der Kritik am Staat Israel auf.
Literatur:
- Elemente des Antisemitismus. Grenzen der Aufklärung. Kapitel im Buch »Dialektik der Aufklärung«, erschienen im Suhrkamp-Verlag.
- »Man wird ja wohl Israel noch kritisieren dürfen ... ?!« Über legitime Kritik, israelbezogenen Antisemitismus und pädagogische Interventionen. Berlin 2012
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»Kristallnacht«
Aus Protest gegen die Ausweisung der polnischen Jüdinnen und Juden aus Deutschland erschoss Herschel Grynszpan am 7. November 1938 in Paris den deutschen Botschaftsangehörigen Ernst von Rath. Die darauf in Deutschland einsetzenden Pogrome dauerten nicht nur eine Nacht, sondern bis zum 13. November. Das Ergebnis waren 91 ermordete sowie zahlreiche verletzte Jüdinnen und Juden, 191 zerstörte Synagogen, 7 500 zerstörte jüdische Geschäfte, die Verwüstung fast aller jüdischen Friedhöfe und die Deportation von 30 000 Jüdinnen und Juden in Konzentrationslager.
Diese Pogrome werden in Anspielung auf das zerbrochene Glas der Fenster jüdischer Einrichtungen häufig als »Kristallnacht« bezeichnet, was eine Verharmlosung der Ereignisse darstellt. Treffend ist die Bezeichnung »Novemberpogrome«.
Weitere Informationen:
Genauer diskutiert wird die Frage der Benennung der Pogrome in der jungle world.
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Konzentrationslager (KZ)
Konzentrationslager waren, im Gegensatz zu den Vernichtungslagern, meist öffentlich bekannt. Als erstes nationalsozialistisches Konzentrationslager wurde bereits 1933 das KZ Dachau in Betrieb genommen. In den 22 Hauptlagern und 1202 Außenlagern wurden Menschen, die gegen den Nationalsozialismus arbeiteten, oder zu Gegnern desselben erklärt wurden und später massenhaft auch Juden, Sinti und Roma und Kriegsgefangene interniert. In den KZs wurden Menschen durch Arbeit, Unterernährung und Krankheit und auch durch Erschießen ermordet. In einer Reihe von Konzentrationslagern wurden medizinische Versuche an Menschen durchgeführt.
Weitere Informationen:
- Einen guten Überblick gibt das Jugendlexikon Nationalsozialismus
- Ausführliche Informationen zum Umfang und zur Funktion von KZs im NS-System: Die Vernichtung der europäischen Juden. Erschienen im Fischer-Verlag.