Warum sprechen Sie als Zeitzeugin, Frau Simonsohn?

»Am Anfang war es nicht so einfach mit den jungen Leuten. Oft kam der Einwand: ›Es ist ja alles ganz schrecklich, was Ihnen passiert ist, Frau Simonsohn. Aber man konnte ja nichts dagegen machen.‹ Da habe ich meine Freundin Irmgard Heydorn gefragt, ob sie mich begleitet. ›Es ist wichtig, dass die Jugendlichen jemandem begegnen, der Widerstand geleistet hat.‹ Ich wollte, dass den Schülern ganz klar wird: Die, die zuerst etwas gegen die Nazis getan haben, schon Jahre vor dem Holocaust, das waren Deutsche. Die ersten, die in den Kzs gelandet sind und ermordet wurden, waren deutsche Widerständler. Es stimmt gar nicht, dass man nichts dagegen tun konnte. Mehr Leute hätten etwas dagegen tun müssen, dann wäre kein Todesmut mehr nötig gewesen, das Allerschlimmste zu verhindern. ›Unglücklich das Land, das Helden nötig hat«, lässt Brecht Galileo Galilei sagen.‹«

Trude Simonsohn: Noch ein Glück: Erinnerungen. Wallstein, Göttingen 2013, S. 146

Kapitel 8: Zeugenschaft

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  2. Z1
    Sprechen als Zeitzeugin
  3. Z2
    Meine Geschichte
  4. Z3
    Reaktion Schüler­Innen
  5. Z4
    Zeitzeugin
  6. Z5
    Keine Einladung
  7. Z6
    Ver­weigerung
  8. Z7
    Schweigen
  9. Z8
    Die eigene Generation
  10. Z9
    Reaktion eigener Generation
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