»Im Sommer 1942 wurde ich ohne Angabe von Gründen verhaftet.«

  • Gestapo

    Die Geheime Staatspolizei, kurz Gestapo, gilt als eine der wichtigsten Institutionen des Nationalsozialismus. Entstanden ist sie im Jahre 1933 im Zuge des Machtantritts der NationalsozialistInnen. Wesentliche Aufgaben der Gestapo waren die Überwachung der Gesellschaft und die Verfolgung der GegnerInnen des NS-Regimes. Damit wurden aus politischen Gründen u.a. KommunistInnen und SozialdemokratInnen und aus rassistischen Gründen insbesondere Jüdinnen und Juden von der Gestapo verfolgt. Die Gestapo arbeitete auch eng mit der Reichskriminalpolizei zusammen und verfolgte Sinti und Roma, Homosexuelle und sogenannte »Asoziale«.

    Weitere Informationen:

    LeMO - Lebendiges Museum Online

  • Heydrich-Attentat

    Reinhard Heydrich war stellvertretender Reichsprotektor von Böhmen und Mähren. Er wurde 1941 mit der sogenannten »Endlösung der Judenfrage« beauftragt und war ab diesem Zeitpunkt maßgeblicher Organisator des industriellen Massenmordes an Jüdinnen und Juden. Heydrich leitete auch die Wannsee-Konferenz, wo 1942 die Vernichtung des europäischen Judentums beschlossen und geplant wurde. Am 27. Mai 1942 gelang aus England eingeflogenen tschechischen Widerstandskämpfern ein erfolgreiches Attentat auf Heydrich.

    Die Nazis reagierten auf dieses Attentat mit mehreren Vergeltungsaktionen gegen die tschechische Bevölkerung. So wurde der Ort Lidice dem Erdboden gleichgemacht und seine BewohnerInnen ermordet. Im Sommer 1942 wurden zudem 3188 Menschen hingerichtet. Die Geistlichen, die den Attentätern Unterschlupf in einer Kirche in Prag gewährten, wurden ebenfalls gingerichtet. Die Attentäter selbst erschossen sich nach einem langen Kampf mit der SS, um der Verhaftung zu entgehen.

  • Standrecht

    Standrecht ermöglicht somit die Verurteilung ohne ein ordentliches Gerichtsverfahren. Auf Grundlage standgerichtlicher Entscheidungen wurden im Nationalsozialismus zahlreiche Todesurteile vollstreckt und Menschen erschossen.

  • Theresienstadt

    »Die alte Festungsanlage Theresienstadt (heute: Terezin/Tschechische Republik) in Nordböhmen diente ab November 1941 als ghettoähnliches Lager für insgesamt rund 141.000 Juden. Mit insgesamt rund 73.500 Menschen wurde bis Juli 1943 fast die gesamte jüdische Bevölkerung des »Protektorats« nach Theresienstadt deportiert. (…) Die Lebensbedingungen in Theresienstadt waren kaum zu ertragen. Kälte, Mangel an Nahrungsmitteln, Enge und minimale Ausstattung der Unterkünfte sowie fehlende Medikamente für grassierende Krankheiten forderten hohe Todeszahlen. Etwa 33.500 Menschen starben in diesem Lager, das unter dem Kommando der Schutzstaffel (SS) stand und von tschechischer Gendarmerie bewacht wurde. Dennoch galt Theresienstadt als nationalsozialistisches »Vorzeigeghetto«.Eine große Zahl von Künstlern und Schriftstellern gab im Ghetto Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen. Eine im Ghetto eingerichtete Bibliothek umfasste über 60.000 Bände. Das NS-Regime nutzte die kulturellen Aktivitäten in Theresienstadt für Propagandazwecke und gestattete einer Delegation des internationalen Organisationen, Theresienstadt zu besuchen. Für den Besuch der Delegation am 23. Juni 1944 wurde durch neu eingerichtete Cafés, zahlreiche Geschäfte und durch eine mit Ghettogeld arbeitende Bank die Illusion einer »normalen Stadt« vermittelt. Um den Eindruck der Überbevölkerung zu vermeiden, wurden im Vorfeld des Besuchs besonders viele Häftlinge deportiert.

    Seit Januar 1942 stellte Theresienstadt für insgesamt rund 60.400 tschechische und 16.100 deutsche Juden eine Durchgangsstation für Transporte in die Vernichtungslager im Osten dar. Ab Oktober 1942 führten die Deportationen ausschließlich nach Auschwitz. Dem sogenannten Ältestenrat im Lager fiel die Aufgabe zu, die Listen mit Namen derjenigen zusammenzustellen, die deportiert werden sollten. Der Rat war für die interne Verwaltung in Theresienstadt einberufen worden und musste die Weisungen der »Zentralstelle für jüdische Auswanderung«, einer Dienststelle des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdiensts in Prag, ausführen. Den Vorsitz im Ältestenrat hatte zunächst der tschechische Zionist Jakob Edelstein (1903-1944), später der deutsche Soziologe Paul Eppstein (1901-1944) und schließlich der Rabbiner Benjamin Murmelstein (1905-1989).

    Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs gelang es dem Internationalen Roten Kreuz nach langen Verhandlungen mit der SS, Juden aus Theresienstadt in neutrale Länder zu bringen. 1.200 Juden konnten am 5. Februar 1945 in die Schweiz ausreisen. Am 15. April wurden die bis dahin überlebenden dänischen Juden nach Schweden entlassen. Für knapp zwei Wochen übergab die SS die Verantwortung für Theresienstadt dem Roten Kreuz, am 9. Mai 1945 übernahm es die Rote Armee. Die hohe Sterblichkeit in Theresienstadt hielt aber auch nach der Befreiung des Lagers an. Viele Menschen waren zu schwach und gesundheitlich nicht in der Lage, den Ort zu verlassen. Die letzten mussten bis zum 17. August 1945 in Theresienstadt bleiben.«

    Ausführliche Informationen und Quellen:

  • Wannsee-Konferenz

    Die Wannsee-Konferenz fand auf Veranlassung Reinhard Heydrichs am 20. Januar 1942 unter Geheimhaltung in Berlin statt. Heydrich war zuvor von Hermann Göring damit beauftragt worden, die »Endlösung der Judenfrage«, also den systematisch organisierten Massenmord an Juden und Jüdinnen, zu planen. Auf der Wannsee-Konferenz fand diese Planung gemeinsam mit hohen Parteifunktionären, der SS, dem Reichssicherheitshauptamt, dem Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete, dem Reichsministerium des Inneren, dem Reichsjustizministerium, dem Auswärtigen Amt, dem Amt des Generalgouverneurs der besetzten polnischen Gebiete und einem Vertreter des Beauftragten für den Vierjahresplan statt. Die verschiedenen Zuständigkeiten wurden aufeinander abgestimmt und die geplante Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas in Konzentrations- und Vernichtungslager wurde koordiniert. Adolf Eichmann, später Verantwortlicher für die Organisation und Durchführung der massenhaften Deportationen, führte Protokoll.

    Nach Heydrichs Ausführungen sollte die »Endlösung der Judenfrage« 11 Millionen Menschen betreffen, die ermordet werden sollten.

    Quelle:

    Jugendlexikon Nationalsozialismus

Kapitel 4: Verfolgung

  1. Vorheriges Kapitel
  2. V1
    Deutscher Einmarsch
  3. V2
    Verhaftung
  4. V3
    Grund der Verhaftung
  5. V4
    Hoffnung?
  6. V5
    Theresien­stadt
  7. V6
    Dr. Simonsohn
  8. V7
    Kultur in Theresien­stadt
  9. V8
    Für die Alten etwas tun
  10. V9
    Deporta­tion nach Auschwitz
  11. v10
    Keine Erinnerung
  12. V11
    Lager Kurzbach
  13. V12
    Illegalität
  14. V13
    Erneute Verhaftung
  15. V14
    Zeit nach der Befreiung
  16. Nächstes Kapitel