Sie wurden dann nach Auschwitz deportiert. Wollen Sie davon erzählen?

  • Auschwitz

    »Die Vernichtungslager wurden nicht zufällig hauptsächlich in Polen gebaut; hier war das demographische Zentrum der europäischen Juden und es lag in der logistischen Logik, den Völkermord vor Ort zu vollstrecken. (…) Zusammen mit dem Krieg, und zeitweise sogar vorrangig vor diesem, wurde die Vernichtung der europäischen Juden zur zentralen Mission des deutschen Molochs.«
    (Goldhagen:194 ff.)

    Der Begriff Auschwitz steht heute oft als Synonym für den nationalsozialistischen Massenmord. Das Lager Auschwitz bestand aus drei wesentlichen Lagern: Dem Auschwitz-Stammlager, das ein Konzentrationslager mit ca. 40 zusätzlichen Außenlagern umfasste; Auschwitz-Birkenau, dem Vernichtungslager; und Auschwitz-Monowitz. Das Lager Auschwitz-Monowitz wurde von dem Konzern IG-Farben geplant, finanziert und gebaut. Hier wurden ausschliesslich ZwangsarbeiterInnen gefangen gehalten. Die IG-Farben hatten ihren Hauptsitz auf dem Gelände des heutigen Uni-Campus Westend in Frankfurt am Main. In Auschwitz-Birkenau wurden vom Oktober 1941 bis zur Befreiung des Lagers am 27. Januar 1945 1-2 Millionen Menschen ermordet, darunter 1 Millionen Jüdinnen und Juden. 900.000 von ihnen wurden sofort nach der Ankunft selektiert und mit Giftgas ermordet oder erschossen.

    Im Gegensatz zu Konzentrationslagern, in welchen die Menschen durch Arbeit, Unterernährung und Krankheit, oder oft genug auch durch Willkür der SS-Leute ermordet wurden, wurden die Vernichtungslager zum fabrikmäßigen Mord erbaut. Vernichtungslager unterlagen außerdem im Unterschied zu Konzentrationslagern der Geheimhaltung. Allein in Auschwitz mitsamt den Außenlagern waren jedoch zeitweise knapp 7000 AufseherInnen beschäftigt. (­Goldhagen, 204)

    Neben Auschwitz-Birkenau gab es noch die Vernichtungslager Chelmno/Kulmhof, Belzec, Sobibor, Treblinka und einen Teil des Lagers Majdanek.

    Quellen und Literatur:

  • Kurzbach

    Das Lager Kurzbach war ein Außenlager des KZ Groß-Roßen in Polen.

    Weitere Informationen:

  • Mengele

    Josef Mengele war vom Mai 1943 bis Januar 1945 »Arzt« in Auschwitz. Er selektierte die in Auschwitz ankommenden Menschen und entschied, wer sofort in den Gaskammern ermordet wurde. Mengele kombinierte in seiner Person den kühlen Organisator des massenhaften Mordens und den cholerischen Sadisten gegenüber einzelnen Häftlingen. Einerseits selektierte er und führte Menschenexperimente durch, andererseits mordete er in Exzessen und Wutausbrüchen.

    Mengele, der bereits 1938 in die SS eintrat, promovierte im selben Jahr an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und arbeitete zeitgleich am »Universitätsinstitut für Erbbiologie und Rassenhygiene«. Nach Kriegsende gab er sich eine neue Identität, mit der er 1949 nach ­Italien und später im selben Jahr nach Argentinien gelangte. Obwohl Mengele auf der Liste der international gesuchten Kriegsverbrecher stand, bekam er 1956 ­einen ­regulären deutschen Pass auf seinen Namen ausgestellt und konnte 1958 Deutschland besuchen, ohne mit einer Verhaftung rechnen zu müssen. 1964 wurde ihm schließlich der Doktortitel aberkannt, zuvor erging 1959 ein ­erster Haftbefehl gegen ihn. 1979 starb Mengele in Brasilien. Er wurde für seine ­Verbrechen nicht belangt.

    »Ich erinnere mich noch an Herrn Mengele, wie er breitbeinig dagestanden ist und den Daumen immer nach rechts oder nach links bewegt hat. Ich hatte keine Ahnung, was die Daumenbewegungen bedeuteten – und dass der Herr dort Herr über Leben und Tod gewesen ist. Dann bin ich mit vielen anderen Frauen in die Duschen gekommen. Ich hatte keine Ahnung, dass das auch eine Gaskammer hätte sein können. Aber nach einer Stunde in Auschwitz wusste ich das. Nach einer Stunde in Auschwitz habe ich genau gewusst, wo ich bin: in der Hölle.«

    Trude Simonsohn: Noch ein Glück: Erinnerungen. Wallstein, Göttingen 2013, S. 85

    Quelle und weitere Informationen:

    Benjamin Ortmeyer: Jenseits des Hippokratischen Eids. Josef Mengele und die Goethe-Universität. Erschienen im Verlag Protagoras Academicus.

  • Paul Eppstein

    Paul Eppstein wurde 1902 in Ludwigshafen geboren und war eine führende Persönlichkeit der deutschen Juden. Er trat 1933 dem Vorstand der Reichsvertretung der deutschen Juden bei und setzte diese Arbeit ab 1939 auch in der nun umbenannten Reichsvereinigung der Juden in Deutschland fort, wo er auch an der Ermöglichung der Auswanderung von Juden aus Deutschland beteiligt war. In dieser Zeit wurde er bereits mehrfach von der Gestapo verhaftet. Ende Januar 1943 wurde Paul Eppstein gemeinsam mit sein Frau Hedwig Eppstein nach Theresienstadt deportiert, wo er zum Vorsitzendes des Ältestenrats der Juden gemacht wurde. Paul und Hedwig Eppstein wurden beide 1944 von den Nazis ermordet.

    Quelle:

    Ghetto Theresienstadt: Ein Nachschlagewerk

  • Transporte von Theresienstadt

    Fast alle Transporte von Theresienstadt führten in die Vernichtungslager. Es gibt hier nur zwei Ausnahmen, die unterschiedlicher nicht sein können. Am 28. Juli 1942 wurden 1000 Menschen von Theresienstadt nach Weißrussland deportiert und dort im Wald erschossen. Am 5. Februar 1945 fuhren mehr als 1000 Menschen aus Theresienstadt mit dem so genannten »Zug in die Freiheit« in die Schweiz. Dieser Transport in die Schweiz war aufgrund eines Freilassungsgeschäfts möglich, das ohne das Wissen Hitlers zwischen den Nazis und Internationalen Organisationen ausgehandelt worden war.

    Quelle:

    Ghetto Theresienstadt: Ein Nachschlagewerk

Kapitel 4: Verfolgung

  1. Vorheriges Kapitel
  2. V1
    Deutscher Einmarsch
  3. V2
    Verhaftung
  4. V3
    Grund der Verhaftung
  5. V4
    Hoffnung?
  6. V5
    Theresien­stadt
  7. V6
    Dr. Simonsohn
  8. V7
    Kultur in Theresien­stadt
  9. V8
    Für die Alten etwas tun
  10. V9
    Deporta­tion nach Auschwitz
  11. v10
    Keine Erinnerung
  12. V11
    Lager Kurzbach
  13. V12
    Illegalität
  14. V13
    Erneute Verhaftung
  15. V14
    Zeit nach der Befreiung
  16. Nächstes Kapitel