Wie sind Sie aufgewachsen?

»Mein Elternhaus und meine Schule haben mich gelehrt, nachzudenken, eigene Meinungen zu entwickeln und offen auszusprechen. Außerdem hatte ich ein Vorbild in meinem Großvater – er blieb sein Leben lang Sozialist und praktizierte den Sozialismus, indem er von dem abgab, von dem er glaubte, mehr zu haben als andere.«

Irmgard Heydorn zitiert in: Sabine Lemke-Müller: Ethik des Widerstands. Dietz-Verlag, Bonn 1996, S. 287

  • Antisemitismus

    Der moderne Antisemitismus, der seinen Höhepunkt im industriellen Massenmord an Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus fand, hat eine lange Vorgeschichte. So kam es bereits in der Geschichte des christlich geprägten Mittelalters immer wieder zu antijüdischen Pogromen, zur Vertreibung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung und zu tausendfachem Morden. Dieser christliche Antijudaismus war auch für die Nazis immer wieder ein wichtiger Bezugspunkt.

    Der moderne Antisemitismus wird als Produkt aus diesem christlichen Antijudaismus, sozial begründeter Feindschaft gegen die Juden als angebliche Wucherer und dem Rassismus der Aufklärungszeit verstanden. Im modernen Antisemitismus wird das Judentum nicht mehr als eine Frage des aufgebbaren Glaubens, sondern als eine Frage der unveränderlichen biologischen Existenz angesehen. »Den Juden« wird im modernen Antisemitismus – in einem Versuch der irrationalen Welterklärung – die Schuld an gesellschaftlichen oder anderweitigen Miseren gegeben.

    Antisemitismus hat jedoch viele verschiedene Facetten und tritt in sehr unterschiedlicher Gestalt und mitunter auch unter dem Deckmantel der Kritik am Staat Israel auf.

    Literatur:

  • Ausbeutung

    »Ausbeutung« beschreibt ein Verhältnis zwischen dem Menschen und der Natur oder zwischen Menschen.

    Der Mensch beutet die Natur aus, wenn er sie nutzt, ohne auf negative Folgen für die Natur zu achten und ohne sicherzustellen, dass sie sich von der Nutzung regenerieren kann. Ausbeutung unter Menschen findet statt, wenn ein Mensch den Anderen in Abhängigkeit nutzt um seine Interessen zu erfüllen und dabei die Arbeitskraft, das Geschick, oder das Wohlwollen des Anderen für sich in Anspruch nimmt, ohne dass der Andere frei entscheiden kann, unter welchen Bedingungen er dies zulässt. Ganz deutlich kann man solche Ausbeutung in der Sklaverei und in der Leibeigenschaft sehen.

    Karl Marx entwickelt einen Begriff von Ausbeutung, der auf den Kapitalismus zugeschnitten ist. Im Verhältnis zwischen EigentümerInnen an Produktionsmitteln – zum Beispiel einer Fabrikbesitzerin – und ArbeiterInnen besteht ein ungleiches Verhältnis: Die Firma erwirtschaftet durch die Arbeit der ArbeiterInnen mehr, als sie ihnen ausbezahlt und in die sonstigen Produktionskosten (Maschinen, Rohstoffe etc.) investieren muss. Auf diese Weise entsteht »Mehrwert« und davon abgeleitet Profit. Dass dieser Profit, den die ArbeiterInnen erwirtschaftet haben, ihnen nicht zur Verfügung steht, beschreibt Marx als Ausbeutung.

    Ausbeutung kann aber auch ganz unwissenschaftlich beobachtet werden, wenn Menschen für ihre Arbeit nicht gerecht entlohnt werden, oder menschenunwürdigen Arbeitsverhältnissen und -bedingungen ausgesetzt sind.

  • Ethischer Sozialismus

    Die Idee des ethischen Sozialismus stellt eine neukantianische Konzeption des Sozialismus dar, in welcher der Mensch als Selbstzweck gilt. Zwischen den 1870er und 1920er Jahren entwickelt, fand diese theoretische Strömung auch Anklang in der europäischen ArbeiterInnenbewegung. Leonard Nelson, der Begründer des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes, entwickelte die Theorie des ethischen Sozialismus weiter.

    Literatur:

  • Rassismus

    Rassismus ordnet Menschen aufgrund bestimmter Merkmale in Gruppen ein und schreibt diesen Gruppen Eigenschaften zu. Solche Merkmale können zum Beispiel Hautfarbe, Nationalität, »Kultur« oder Religion sein, die zugeschriebenen Eigenschaften variieren ebenso. Meistens ist es so, dass RassistInnen eine eigene Gruppe definieren, diese mit positiven Eigenschaften ausstatten und eine andere Gruppe abwerten, indem sie dieser negative Eigenschaften zuweisen. Historisch wurden diese Merkmalszuschreibungen biologisch begründet. Heute, da es unhaltbar geworden ist, im öffentlichen Diskurs von menschlichen Rassen zu sprechen, ersetzen viele RassistInnen den Begriff »Rasse« durch den Begriff »Kultur« und argumentieren beispielsweise, die »deutsche Kultur« sei besser als eine andere, oder mit einer anderen nicht vereinbar. Es gibt aber auch heute noch Menschen, die einen biologisch begründeten Rassismus propagieren. Es gibt zudem auch Formen von Rassismus, in welchen einer Gruppe, der man selbst nicht angehört, positive Eigenschaften zugeschrieben werden. Da dies jedoch ebenfalls Menschen aufgrund von Merkmalen vereinheitlicht, ist diese Form von »positivem Rassismus« ebenfalls zu kritisieren.

    In der nationalsozialistischen Ideologie nahm ein scheinbar biologisch begründeter Rassismus eine zentrale Rolle ein. Die NS-Rassenlehre, in der vermeintliche Arier als Übermenschen konstruiert und andere Gruppen, wie Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und vermeintliche »Asoziale« massiv abgewertet wurden, bildete die Grundlage für die Diskriminierung und Ermordung dieser Gruppen. Auch heute finden in Deutschland leider immer wieder rassistisch motivierte Diskriminierungen, Übergriffe und auch Morde statt.

    Literatur:

    Léon Poliakov: Rassismus - Über Fremdenfeindlichkeit und Rassenwahn. ­Erschienen im Luchterhand-Literaturverlag.

  • Kriegskredite

    Während die SPD noch im Juli 1914 Demonstrationen gegen einen drohenden Krieg veranstaltete, stimmten alle ihrer Abgeordneten Anfang August gemeinsam mit allen anderen Parteien im Reichstag für die Bewilligung von Kriegskrediten für den Ersten Weltkrieg. Im weiteren Abstimmungsverlauf votierte Karl Liebknecht am 2. Dezember 1914 gegen die Kriegskredite, ab Dezember 1915 schloss sich ihm eine Minderheit von 19 SPD-Abgeordneten an, die gegen sämt­liche Finanzmittel für den Krieg stimmten. Nach dem Ausschluss der Partei­opposition aus der SPD im Jahr 1917 gründete sich die Unabhängige Sozial­demokratische Partei Deutschlands (USPD).

Kapitel 1: Die Kindheit und Jugend von Irmgard Heydorn

  1. KJI1
    Auf­wachsen
  2. KJI2
    Familie und Politik
  3. KJI3
    Schule
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